Wofür stehe ich oder anders ausgedrückt:
Gedanken verarbeiten, mich sortieren, Erlebnisse verarbeiten, mich positionieren.
Relativ neu in meinem Leben ist meine allmählich sich verfestigende innere Einstellung, mich zu schützen. Simpel, oder? Oder auch: Ich schütze mich vor negativen Situationen, in dem ich mich nicht mehr als Angriffsfläche zur Verfügung stelle. Klingt, als wäre es ein bewusstes Agieren gewesen. Hallo, ich stelle mich hier hin und jetzt dürft ihr mich angreifen. Nein, natürlich nicht. Aber ein gewisses Maß an Dämlichkeit muss ich mir leider selbst attestieren, denn offensichtlich erlaubte mein extrovertiertes Wesen genau das. Jahrzehnte mit unterschiedlichsten Ereignissen haben erlebt werden müssen, bis ich endlich begriffen habe, wie ich mich selbst schützen und positionieren kann.
Natürlich gilt es, die verschiedenen Bereiche zu unterscheiden: persönliche, private und berufliche.
Das zwischenmenschliche Miteinander ist ein gar kompliziertes Konstrukt. Kommunikation ebenso. Jeder Mensch bringt automatisch seinen eigenen Anteil an Erfahrungen und Erlebnissen in eine jede Kommunikation mit. Wie wenig wir jedoch es erlernt haben, achtsam und zugleich- trotz der eigenen Pakete auf den Schultern – konstruktiv miteinander zu kommunizieren, erweist sich täglich. Ein achtsamer Umgang im Miteinander heißt nicht, oberflächlich und inhaltsleer oder gar störungsfrei zu agieren. Ein achtsamer Umgang im Miteinander heißt, sich selbst wahrzunehmen, festzustellen, was passiert gerade in und mit mir, dem anderen zuzuhören und wahrzunehmen und im Gespräch bei sich zu bleiben. Ein jeder hat die Aufgabe, auf sich selbst zu achten. Das ist nicht die Aufgabe des anderen.
Wir alle haben tagtäglich ausreichend Übungsmaterial für eine achtsame Kommunikation, für ein achtsames Miteinander.
Ob ich im Supermarkt mit zwei Teilen in der Hand in der Schlange an der Kasse stehe und warten „muss“, bis ich endlich, endlich dran bin und eilends den Laden wieder verlassen kann. Warum tue ich mir diesen kurzen Moment des Stresses an? Inzwischen habe ich mir angewöhnt, auch mit nur einem Teil in der Hand, entspannt und ruhig zu bleiben, bis ich dran bin. Ich schaue mich dann derweil um oder beobachte die Kassiererin oder betrachte das Sammelsurium an Zeug in den Regalen vor der Kasse.
Ob ich im Büro mit einem schwierigen Thema konfrontiert bin und dabei die Befindlichkeiten der Kollegen tangiere. Manchmal gerät man in eine echt saublöde Situation, und erst im Nachgang kann man den Vorgang rekonstruieren. Logisch. Die Rekonstruktion des Geschehenen ist wichtig, denn sie macht deutlich, wie man sich selbst verhalten hat und was das eigene Verhalten mit dem anderen gemacht hat. Und umgekehrt. Auf was habe ich reagiert? Welche Signale, verbal oder nonverbal haben mich getriggert? Was hat das mit mir zu tun oder hat das überhaupt was mit mir zu tun? Und letztendlich: Ist das Übel des allgemeinen Ärgernisses es wert, dass meine Psyche tangiert wird? Es ist nur ein Job, mehr nicht.
Ob ich mit dem Auto unterwegs bin und gerade im Straßenverkehr gibt es ausreichend, ja wirklich ausreichend Übungsfelder, in einem achtsamen und geordneten Miteinander zu sein. Nein, ich lasse mich auch nicht mehr von dem auf meiner Stoßstange klebenden Drängler hinten stressen. Es ist sein Stress, nicht meiner. Eine Übungssache und mit jeder neuen Übung wird es allmählich zur Routine. Eine Routine des entspannteren Autofahrens. Es geht schließlich um mein Wohlbefinden.
Sind das nun belanglose Aktionsfelder oder bedeutsame? Keine Ahnung, es sind zumindest in meinem Leben tägliche. Schwieriger wird es, wenn es um nennenswerte Inhalte geht. Wir Menschen zählen gerne unsere eigenen Themen zu den wichtigen, so natürlich auch ich. Klar. Sind schließlich Sachthemen, die behandelt und gelöst werden müssen. Hier wohlbemerkt: Sachthemen.
Ich bedaure sehr, nein, ich muss leider sehr oft feststellen, dass sachliche Diskussionen häufig nicht möglich sind. Bei beginnender Uneinigkeit rutschen diese dann auf die persönliche Ebene, nonverbale Zeichen der Missachtung dienen als Verstärkung der eigenen Unfähigkeit zur sachlichen Diskussion. Warum werden zu klärende Themen persönlich genommen? Was ist das? Machtgebaren? Vielleicht. Vielleicht auch nur die nicht erlernte Fähigkeit, sachlich zu bleiben. Ein Übungsfeld, welches wir alle täglich im Leben haben und dahingehend ausreichend üben könnten, sachlich zu bleiben.
Wieviel Aufwand kann und darf ich selbst betreiben, damit eine Kommunikation auf beruflicher Ebene sachlich bleibt? Die Frage stellt sich mir, denn es kann eine Frage der eigenen Energie sein. Und ist es auch. Wieviel an Einsatz bin ich bereit zu investieren, damit ein konstruktives Miteinander möglich ist? Wieviel ist es wert und letztendlich die Frage, ist es das wert? Ein eindeutiges Ja, wenn es um mich geht. Natürlich. Ein eindeutiges Nein, wenn es sich um eine andere Person außerhalb meines privaten Wirkungskreises handelt. Zu brutal? Nein, denn hier bin ich mir selbst am nächsten zum einen, und zum anderen ist es die Verantwortung des anderen, sich seiner Selbst und des eigenen Wirkens bewusst zu sein. Nicht mein Job, nicht meine Aufgabe, nicht meine Verantwortung.
Mit anderen Worten: Das Ende ist offen oder wie werden die Themen nun gelöst? Oft, wie wir alle wissen, lösen sich die Themen von selbst, wenn sie nicht zum Herhalten von Streitereien benutzt werden. Oft. Blöd und herausfordernd nur, wenn das zu lösende Thema nicht von allein abebbt oder es einfach Handlungsbedarf gibt. Was dann? Dann haben wir ein Problem und hier stellt sich die Frage: Wer ist für das Lösen des Problems wirklich zuständig? Zuständigkeiten werden gerne auf andere übertragen.
Hier gebe ich eine sehr, sehr simple Antwort: Wenn du dir ein Auto für 2.000,00€ gekauft hast, dann bekommst du ein Auto für 2.000,00€. Mehr nicht. Und das sollte für jeden Arbeitgeber gelten. Du kaufst dir einen Angestellten für monatlich 2.000,00€? Dann erhältst du genau die Qualität & Quantität an Arbeit für 2.000,00€. Mehr nicht. Antwort genug?
Oft haben wir, insbesondere wir Frauen, die Neigung, im Job erheblich mehr zu leisten, Betonung liegt auf erheblich mehr, als der Job in seiner eigentlichen Beschreibung verlangt. Ein vorauseilender Gehorsam oder eine tiefe Furcht vor der Obrigkeit oder was ist da mit uns los? Ein interessantes Feld, dem ich mich gerne in einem anderen Blog widmen werde.
Aber wie agiere ich nun im privaten Bereich, in persönlichen Belangen und in engen Beziehungen? Im Gegensatz zum Job, kann ich mir privat nur bedingt eine Auszeit nehmen, denn es sind Menschen, die zu meinem Leben gehören. Und jetzt wird es kribbelig bis kritisch bis kontrovers: Tun sie es wirklich, gehören Menschen in meinem privat-persönlichen Leben wirklich zu mir? Ja, wenn du es willst. Nein, wenn sie dir nicht guttun. Auch zu simpel? Vielleicht. Entscheiden tut das jede für sich selbst.
Und wofür stehe ich nun? Ich stehe für ein achtsames und würdiges Miteinander. Betonung liegt auf achtsam, würdig und Miteinander.
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